Elsbeth Schönbohm-Keller

Die Künstlerin und das Proviantamt

wurde nicht komponiert, die Malweise war dynamisch, kraftvoll und schnell, teilweise improvisiert und die Konturen und Formen lösten sich ebenso auf wie viele Wertvorstellungen: Frauen ließen sich die Haare abschneiden und trugen Bubikopf, befreiten sich vom  Korsett und tanzten Charleston, man entdeckte den Urlaub, bewunderte die schwarze Revue-Königin Josephine Baker und fand Gefallen an der aufkommenden Reformbewegung. Ihrem Stil treu zu bleiben, war kein Protest, sondern der Ausdruck ihrer Geisteshaltung und tiefen Gläubigkeit. Sie wollte die Vielfalt der Schöpfung so zu zeigen, wie sie sich ihr darstellt.

Wie viele Menschen sie damit erreichte, zeigen unter anderem die vielen Werke, die als Auftragsarbeiten bis heute noch öffentliche zu sehen sind. Alleine für Aalen schuf sie 25 Mahnmale, Brunnen, Freifiguren und Reliefs, auch vor Schulen standen und stehen Arbeiten von ihr. Dort findet sich entweder direkt oder im

übertragenen Sinn immer wieder eine Motivkombination: Der Krug und der Brunnen. „Der Krug in Verbindung mit Jugend bedeutet mir immer Sammeln an den Quellen des Wissens und des Lebens, Aufnehmen und Bewahren“, erklärte sie einmal. 1982 schenkten sie und ihr Mann, der 1985 starb, der Stadt einen großen Teil ihrer Werke. 1992 starb sie friedlich im Schlaf mit 92 Jahren.

Dem  Realismus in der Kunst blieb sie 70 Jahre ihres Schaffens treu auch wenn die Trends oft gegenläufig waren. Die Bilder auf den Säulen im Proviantamt sind zwar relativ unbekannt, tragen aber eindeutig ihr Handschrift: die Seele, die Elsbeth Schönbohm-Keller ihren dargestellten Personen gegeben hat, ist auch nach über 60 Jahren immer noch zu sehen.

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